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Channel: Berlin – Studio Tel Aviv
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Nach Berlin wegen der Hoffnung?

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Yinnon1

Musik. Berlin, Berlin. Du würdest immer auf mich warten, singt die israelische Ska-Band Shmemel. Wir werden zu Dir zurückkehren, Reichstags des Friedens, des Euro und des Lichts. Das ist übertrieben, eine Satire. Aber es gibt sie: Israelis, die ihre Heimat verlassen, um zum Beispiel in Berlin zu leben.

In Berlin gebe es alles, wovon junge Menschen in Tel Aviv träumen, sagt Yinnon Miles.

“Also eine freie, eine freizügige Stadt, die ein angenehmes und gutes Leben sehr leicht macht. Zuerst einmal vom wirtschaftlichen Aspekt her, das heißt man kann dort gut leben ohne dem Geld nachjagen zu müssen.”

Dabei gehe es nicht um den Preis für Schokoladenpudding. Das sei nur ein Symbol in der Debatte übers Weggehen, erklärt der 39-jährige Fernsehjournalist in Tel Aviv.

Wirklich weggehen? Die Heimat verlassen? Die Debatte darüber ist in Israel hoch emotional. Die Dozentin und Journalistin Ilene Prusher schrieb vor kurzem über unterschiedlichste Reaktionen auf ihre Entscheidung in die USA zu ziehen.

Bevor Zeiten noch schwieriger werden

Es gab moralische Entrüstung, als sei ihr Umzug eine Ablehnung gegenüber dem Staat Israel; Verrat am Zionismus, also an der Idee eines Nationalstaates für Juden. Wieder andere hätten gesagt: Gehe jetzt, bevor die Dinge hier noch schlimmer werden.

Mit Zahlen über Auswanderer ist es schwer. Umfragen sind wenig belastbar und dienen häufig den Schlagzeilen: 30 Prozent aller Israelis würden das Land verlassen, wenn sie die Möglichkeit dazu hätten, meldete der israelische Fernsehkanal 2 vor einem Jahr.

Thema Auswandern so alt wie Staat Israel selbst

Auf der anderen Seite taucht in der Statistik offenbar nur der als Auswanderer auf, der über ein Jahr nicht mehr ins Land eingereist ist, heißt es in der Tageszeitung Haaretz im September 2014. Die meisten der geschätzt 17-tausend Israelis, die mittlerweile in Berlin leben, dürften aber häufiger mal bei der Familie daheim vorbeischauen.

Die Musiker der Band Shmemel beschließen ihre Ska-Nummer mit der Feststellung, dass sie nirgendwo anders leben wollen als in Israel. Woanders sei es fremd, kalt und Hebräisch bleibe die allerliebste Sprache.

Journalist Miles sitzt auf einer Parkbank nahe dem Dizengoff Platz in Tel Aviv und sagt, letztendlich habe er schon lange entschieden zu bleiben.

“Ich weiß, dass mein Leben hier gut ist und schlussendlich liebe ich Israel und Tel Aviv. Aber 2 bis 3 Mal im Jahr in Berlin zu sein, gibt mir die Hoffnung dass so eine Gesellschaft, dass so ein Land möglich ist. Und das ist das einzige, was mir Hoffnung gibt”

Seinen letzten Flug in den Urlaub hatte er wieder so gebucht, dass er auf dem Rückweg auf jeden Fall ein paar Tage in Berlin bleiben muss.

– Der Hörfunkbeitrag lief im Rahmen der ARD-Themenwoche “Heimat”


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